Fantastische Strände, quirlige Städtchen, uralte mythische Stätten, eine wildromantische Küste und im Hinterland das Sulcis-Gebirge. Der Südwesten Sardiniens hat viel zu bieten - und einiges davon ist touristisch noch völlig unentdeckt.
Die ersten Kilometer der Küste von Cagliari in Richtung Südwesten gehören wohl zu den reizlosesten in Sardinien. Schuld daran sind die Ölraffinerien, welche die Szenerie in ihrem metallenen Griff haben. Wer sich davon jedoch nicht schrecken lässt, der wird belohnt. Im Anschuss wartet eine Küste, die mit jedem Kilometer schöner und im späteren Verlauf auch immer einsamer und ursprünglicher wird.
Etwa eine halbe Autostunde von Cagliari liegt das kleine Städtchen Pula, das dornrößchengleich jeden Sommer zu neuem Leben erwacht. Angelockt von guten Stränden und vielen Top-Hotels hat sich die Gegend um Pula zu einem touristischem Zentrum im Süden entwickelt. Mit der antiken Stadt Nora verfügt Pula zudem über eine wirklich interessante Ausgrabungsstätte und mit Is Molas über einen Weltklasse-Golfplatz. Abends kann man sich in den Trubel des Ortes stürzen und prima über die Piazza flanieren, ein bisschen in den Gassen shoppen oder in einem der vielen guten Restaurants essen gehen.
Im Hinterland der Küste bietet das Gebirge des Sulcis dagegen völlige Ruhe und Einsamkeit. So weit das Auge reicht reihen sich hier Gipfel und grüne Täler aneinander, durchzogen nur von Forstwegen und Trampelpfaden, über die bestenfalls mal ein Wildschwein oder ein sardischer Hirsch streunt. Ein Paradies zum Mountainbiken und Wandern, allerdings muss man gutes Kartenmaterial und Pioniergeist mitbringen - markierte Wege gibt es kaum.
Weiter südwestlich gelangt man einige Kilometer hinter Pula zur Feriensiedlung von Chia. Klingt dröge, ist es aber nicht - Die Strände von Chia sind ein absolutes Highlight und gehören ohne Zweifel zu den schönsten Sardiniens. Türkisfarbendes Wasser, weisse Dünen, dahinter macchiabewachsene Hügel, die auch trotz einiger Hotels und Ferienhäuser ihr harmonisches Landschaftsbild erhalten konnten. Bisher vor allem bei italienischen Urlaubern vom Festland beliebt, wird Chia mittlerweile entsprechend auch mehr und mehr von Urlaubern aus Mittel- und Nordeuropa entdeckt.
Gleichzeitig beginnt bei Chia die sogenannte Costa del Sud - eine wildromatische, fast völlig unbebaute und einsame Küste, die sich mit schroffen Felsen und vielen wunderschönen Buchten rund um die südwestliche Spitze Sardiniens windet. Im Hinterland nur Berge und Macchia. Immer wieder trifft man entlang der Costa del Sud auch auf einzelne Strände - Allesamt extrem schön und völlig abgelegen.
Der südlichste Punkt Sardiniens wird vom Capo Teulada gebildet. Leider ist der Bereich rund um das Kap militärisches Sperrgebiet, doch zum Gück macht auch das Militär im Sommer das, was dann eigentlich ganz Italien macht: Pause. Und so ist die Küste im Sommer per Boot für jedermann zugänglich, was sich absolut lohnt.
Jenseits des Kaps spannt sich das Militärgebiet noch nordwestlich die Küste hinauf bis kurz vor den Ferienort Porto Pino - durchaus hübsch mit einem langen Sandstrand und dahinter einigen Lagunenseen, in denen sich rosa Flamingos tummeln. Nördlich von Porto Pino wird die Küste jedoch eintöniger, bietet bestenfalls einige durchschnittliche Strände und mit den verrottenden Fabrikanlagen des Hafenorts Portoscuso ein echtes landschaftliches Schandmal.
Dafür liegen der Küste jedoch die Inseln S.Antioco und Isola San Pietro vorgelagert, die beide einen Besuch wert sind. Sant'Antioco kann über einen Damm direkt mit dem Auto erreicht werden und San Pietro von ebenjenem Portoscuso per Fähre. Und auch das Hinterland entschädigt für die maue Küstenszenerie. Mit der Tropfsteinhöhle von Is Zuddas beispielsweise. Oder mit der unerklärlicherweise kaum bekannten Nekropole von Montessu und ihren teils vor mehreren Jahrtausenden in den Fels gehauenen Höhlengräbern, die gut erhalten an einem geradezu magisch erscheinendem Ort über der Ebene thronen.
Ab Portoscuso nimmt die Landschaft dann mit der unzugängliche Steilküste rund um das Capo Altano langsam wieder Fahrt auf. Es folgt der hübsche Strand von Porto Paglia, der seinerzeit in den großen Strand von Gonessa übergeht. Von überall gibt die Küste hier bereits den Blick auf den grandiosen nördlichen Teil der lang geschwungen Bucht frei, mit ihren dramatischen Steilwänden und dem pittoresken sardischen Zuckerhut, dem "Pan di zucchero".
Wendet man sich stattdessen von Gonessa ins Landesinnere, so ist man sofort mitten im ehemaligen sardischen Bergbaugebiet. Vorbei an romantischen Bergwerksruinen und gähnenden Förderschächten erreicht man das breite Tal zwischen dem südlichen Sulcis- und dem nördlichen Monte-Linas-Gebirge. Über die Schnellstraße ist man in nur 45 Minuten zurück in Cagliari.